Dienstag, 16. August 2011

Bundesverkehrsministerium startet Gigaliner-Feldversuch

Wer sich schon einmal gefragt hat warum US-Amerikanische Trucks anders aussehen als ihre europäischen Verwandten, der stieß zwangsläufig über die europäische Längenbegrenzung von 18,75 Metern. Denn diese Begrenzung erfordert es äußerst effizient mit seiner Länge und dem damit verbundenen Platz umzugehen. Damit ist das Fahrerhaus sehr weit nach vorne gerutscht.

Das Bundesverkehrsministerium möchte nun die längere Variante mit maximal 25,25 Metern in einem Feldversuch testen. Dabei möchte man diesen Feldversuch ohne Zustimmung des Bundesrates durchführen. Es existiert aber ein Rechtsgutachten, dass diese Vorgehensweise verneint.

Von dieser Rechtsfrage abgesehen, wird um den so genannten Gigaliner sicherlich wieder eine große Diskussion entfacht werden. Dieses Lastkraftfahrzeug ist nicht nur länger, sondern kann eine höhere Ladung aufnehmen. Damit kann er auch schwerer sein.
Je nach Verband und Interessenlage streitet man nun über Sinn und Unsinn der großen Lkw. Die Grünen und die Deutsche Bahn lehnen das Projekt ab, da man befürchtet, dass sich mehr Verkehr auf die Straße verlegt; von der Schiene weg. Der vorgeschobene Grund des Umweltschutzes darf man aber wenigstens bei der Bahn anzweifeln. Der ADAC lehnt die Gigaliner aber auch ab. Hier kann man sich vorstellen, dass die langen Lkw ihre Mitglieder zu sehr beim Überholen stören könnten. Offiziell begründet wird dies mit Gefahren von Straßenbeschädigungen, zu hohe Belastung von Brücken und Tunneln, Fehlen von Abstellflächen und der Sicherheit des Verkehrs.
Dagegen versuchen insbesondere die Logistikverbände sich für die Zulassung des Gigaliners stark zu machen. darunter auch Dr. Rüdiger Ostrowski vom Verband Spedition und Logistik Nordrhein-Westfalen e.V. Hier verweist man auf die positiven Aspekte, u.a. den geringeren CO2-Ausstoß pro transportierter Tonne. Weiterhin könnte durch den flächendeckenderen Einsatz weniger Lkw über deutsche Straße rollen, bei gleichbleibendem Transportvolumen.

Dies ist natürlich nur eine oberflächliche Betrachtung der Probleme. Denn es hat sich gezeigt, dass eine höhere Belastung für Straßen, Brücken und Tunnel erfolgt, wenn 60t-Fahrzeuge über sie fahren. Dies dürfte keinen überraschen.
Das größere Problem, dass ich sehe, kann die Länge sein. Bei Container-Lkw sind die Container genormt. Diese genormten Container werden auch über die Schiene transportiert. Durch diesen gemischten Transport können längere Distanzen per Zug und die An- und Abfahrten mit dem Lkw erfolgen. Sollte man die komplette neu geschaffene Auflagefläche der Gigaliner nutzen, wären diese Container nicht mehr standardmäßig von der Deutschen Bahn zu transportieren. Entweder müssten neue Wagons angeschafft werden oder, was auf mittelfristige Sicht wahrscheinlicher ist, würde man auf den Schienenverkehr verzichten.

Die Gefahr von Unfällen ist bei diesen größeren Transportfahrzeugen sicherlich nicht gestiegen. Wenn aber etwas passiert, dann dürfte natürlich ein höherer Schaden zu erwarten sein.

Der Feldversuch soll auf 44 Tonnen beschränkt sein und mit anderen Auflagen erfolgen. Letztlich kann man den gesamten Frachtverkehr in Deutschland nicht nur mit Bahn und Binnenschifffahrt abwickeln. Eine Zulassung müsste aber europaweit erfolgen. Einzelne Staaten, oder schlimmer: Bundesländer, wären ein Flickenteppich den niemand mehr versteht.

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