Freitag, 6. Juli 2012

Der erste Monat mit meiner VBB fahrCard


Es war der 1. Juni 2012, ein Freitag. Wie immer war ich spät dran und wollte zur S-Bahn stürmen. Plötzlich fiel mir das Datum ein: Monatserster = neuer Fahrschein. Und es ist wichtig dies schon am ersten zu tun, denn am Wochenende denke ich nie an so etwas und dann wird es teuer.

Die Briefe der BVG mache ich selten auf, sammle sie aber an einem bestimmten Platz. Ich möchte schließlich nicht meine Monatstickets irgendwo in der Wohnung verstreuen. Doch als ich den Brief öffne: der Schock! Die Leute haben vergessen mir meine Fahrscheine beizulegen. Nur so eine andere Plastikkarte ist dabei. Ich überfliege den Brief nicht, ich schnappe Wortfetzen auf. Fahrradmiete? Autoverleih? Draußen ins Grüne? Ich will doch nur meine Fahrkarten!

Zweiter Brief offen, wieder keine Fahrscheine. Aber hier eine Ankündigung: Es wird umgestellt auf Plastik. Also doch! Wieder zurück zum anderen Brief und die Karte entrissen. Wird schon klappen, denke ich mir. Schließlich hatte ich ja noch das alte Monatsticket.
Damit gehöre ich zu einem ausgewählten Kundenkreis. Versuchskaninchen wider Willen. Wie nett...
Nun ist fast ein Monat um und mittlerweile weiß ich auch mehr über diese obskure Plastikkarte, die sich VBB fahrCard nennt. Sie soll die Papierkarten bei den Abonnenten ersetzen und so viel einfacher sein.
Leider kommt man sich mit dem Ticket wie ein Alien vor. Mitreisende starren mich ungläubig an und auch die Busfahrer haben keine eindeutige Haltung. Im Grunde müsste ich die Karte beim Einstieg in den Bus irgendwo dran halten. Entweder gibt es dies noch nicht, es fehlen die Kennzeichnungen oder es ist den Busfahrern egal. Eventuell alles zusammen.
Nur im Raum Teltow-Fleming wurde ich zurückgepfiffen nachdem ich bereits durchgewunken wurden. Mit den Worten “Zeigen Sie mal was die da überhaupt haben” wurde die Karte vom Fahrer inspiziert. Er schwadronierte, dass er davon schon gehört habe, die Technik vorhanden wäre... nur die Software fehle noch. Und wie das alles funktionieren solle? Das wüsste er auch nicht.
Besser war da nur der Zugbegleiter im Regionalexpress (ja, mein Arbeitsweg besteht aus U-Bahn, S-Bahn, Bahn und Bus). Er nahm die Karte skeptisch entgegen und meinte “Meine erste”. Das war der Auftakt zu einem langen Versuch des Auslesens. In der Theorie ganz einfach: Man nehme das Gerät der Bahn, drückte zwei Knöpfe und halte die Karte dran. Dann müsste gesagt werden was ich darf und was nicht. Soweit die Theorie. Natürlich wurde nicht einmal die Karte erkannt. Nach vier Minuten gab er auf und wünschte mir eine gute Weiterreise.
Da ich aber täglich die selbe Strecke auf mich nahm, traf man sich Tags darauf wieder. Zweiter Versuch und dieses Mal wurde das Medium wenigstens erkannt. Mehr auch nicht... Dies ließ den guten Mann zu einer Grundsatzrede übergehen, die in den Eckpunkte von “Die da oben wissen gar nichts von dem was wir hier machen” und “Jegliche Technologie wird von der Bahn solange getestet bis sie veraltet ist.”
Und ich? Bin ich zufrieden mit der neuen fahrCard?
Bisher konnte sie keiner lesen. Aber im Internet steht, dass man damit dann zur Informationsstelle müsste. Wenn ein technischer Defekt wäre, müsste meine Karte eingezogen werden. Bis ich eine neue hätte müsste ich immer einzeln Tickets lösen, die mir hinterher erstattet werden würden. Sehr nett... Aber ich will nicht dauernd Klimpergeld irgendwo hineinstecken. Deswegen warte ich darauf bis sie eingezogen wird.

Update 23.07.2012
Heute war es also soweit: Das erste mal wurde meine Karte kontrolliert und man konnte sie sogar auslesen. Bis 2017 ist sie gültig... Und das beste: Es war eine Zugbegleiterin der deutschen Bahn, die es schaffte. Dauerte auch nur zwei Minuten... (Frage: Wie viele Pendler schafft sie dann pro Stunden?)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen