Freitag, 15. Juni 2012

Mein Nachrichtenkonsum und das Leistungsschutzrecht


Ich bin allgemein schnell süchtig zu machen. Das gebe ich frei und offen zu. Hierbei sind es aber nicht die harten Drogen an die man schnell denkt oder Alkohol und Tabak. Vielmehr sind es die kleinen Dinge des Lebens, die sich einschleichen und, bei nicht gleichbleibender Zuführung, Entzugserscheinungen auslöst.

Hierzu gehört bei mir mein Nachrichtenkonsum. Dabei lese ich so gerne auf allen möglichen Online-Medien nach was in der Welt gerade so passiert. Es ist auch fast immer der selbe Ablauf: sueddeutsche.de, tagesspiegel.de (Berlin-Teil), zeit.de, taz.de, faz.net und spiegel.de.
Danach ist mein Hunger für kurze Zeit gestillt, aber dies hält nie lange vor.

An dieser Stelle möchte ich Google meinen Dank zollen. Ich tue dies selten genug. Google News hat mir viele neue Online-Medien gezeigt; Sueddeutsche und Zeit kamen nur durch diese Nachrichtenaufstellung hinzu. Sicherlich ist die Gegenleistung Werbung (eher bald, derzeit ja nur sehr indirekt) und Datensammlung.
Wenn mich das Internet eins gelehrt hat, dann einen Grundsatz: Teile Wissen! Habe ich etwas tolles gelesen, wird es über Facebook, Google+, Twitter o.ä. geteilt und empfohlen. Ich möchte meiner kleinen Welt um mich herum etwas tolles zeigen. Und gerade daran müssten Verlage interessiert sein. Wenn nur nicht andere mit Empfehlungen Geld verdienen würden...

Das Leistungsschutzrecht, das derzeit als Referentenentwurf im Internet herumgereicht wird und bei Twitter mit #LSR heiß diskutiert wird, ist der Ausdruck des Neides auf diese Einnahmen. Auch wenn der Ansatz richtig ist, dass man Geld mit den Erzeugnissen anderer verdient, frage ich mich ob die Verlage dies wirklich so umgesetzt haben wollen. Auf einschlägigen Blogs werden schon mögliche Folgen beschrieben und eine dunkle Zukunft gemalt.
Als rational denkender Mensch, für den ich mich halte, hängt in der Folge alles vom Preis ab. YouTube streitet sich mit der GEMA auch bereits um Nutzungsgebühren. Auch dort geht es nur um die Zahl, die am Ende herauskommt (verschleiert durch Ermittlungsfragen). Wenn man sich am Ende nicht einigt, würde ich anstelle von Google, Facebook und Co. sagen: “Na dann ohne uns.” Dies bedeutet, dass Google News abgeschaltet wird, Facebook Sperrlisten für deutsche Nachrichtenmedien einrichtet und so weiter... immer gerade genug um offiziell nachzukommen, dass man nicht gegen das Leistungsschutzrecht verstößt.
Wer am Ende wieder alleine dasteht ist der Leser, der eigentliche Kunde von den Verlagen. Diese begreifen solch Portale als Dienstleister, moderne Kioskläden eben. Bedenkt man nun, dass diese Nachrichtenseiten alles tun um gut bei Google und Co. gelistet zu werden, Möglichkeiten bieten Artikel auf sozialen Netzwerken zu teilen, fragt man sich ernsthaft: Ist das so gewollt?
Wahrscheinlich werden sich beide Seiten einigen und auf einzelner Mediumsebene Sonderwege finden. Was bleibt? Der Blogger, der eigentlich ausgenommen werden soll.

Es ist ein großes Getöse um eine Aktion, die nicht zielführend ist. Kostenlose Inhalte, die sich über Werbung finanzieren müssen bekannt gemacht werden. Dies machen Plattformen wie Google News, Empfehlungen auf Facebook oder Twitter. Warum will das eine Online-Zeitung bekämpfen? Sie möchten etwas abhaben vom Kuchen, aber sind doch abhängiger von diesen großen Portalen als andersherum.

Für mich als einfacher Benutzer und Leser bleibt nur der Unmut, dass man mir weiterhin keinen Modus angeboten hat, der mir ermöglicht leistungsgerecht für qualitativ hochwertige Artikel zu bezahlen. Zudem lese ich gerne auch noch Magazine oder Zeitungen in der Papierform. Nur kaufe ich dort nicht jeden Tag das gesamte Sortiment, sondern nur ein Exemplar. Die Vielfalt hole ich mir über das Internet.
Besonders beruflich nutze ich die Suchfunktion von Suchmaschinen. Wäre ich sonst auf die Seiten der Neuen Osnabrücker Zeitung gekommen? Oder den Potsdamer Neusten Nachrichten?
Wohl kaum, aber diese sind weder die Speerspitze bei der Diskussion für ein Leistungsschutzrecht noch hätten sie etwas davon. Ihre Kompetenz liegt in der Regionalität.

Ich für meinen Teil gehe davon aus, dass das Leistungsschutzrecht scheitern wird. Aber nicht in der Politik sondern an der Wirklichkeit. Die großen “Player” werden sich gegenseitig getreu dem Motto “Wo kein Kläger, da kein Richter” tun und am Ende entscheiden Gerichte in mehreren Instanzen über die Zukunft von vielen kleinen Privatmännern und ihren Blogs. Aber vielleicht ist dies auch genau das Ziel der großen Medienhäuser: Die kleine unabhängige Konkurrenz in der Blogszene zu schwächen. Ich zähle mich übrigens nicht dazu.

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