Montag, 25. Juni 2012

Die Freiheit der NPD pro Berlin und Deutschland


In gewissen Abständen gucke ich wieder auf die kleineren Parteien. Besonders lieb gewonnen habe ich dabei den rechten Rand. Dies liegt nicht an einer inhaltlichen Übereinstimmung mit meinen Werten. Vielmehr beobachte ich gerne ihre Rufe nach Aufmerksamkeit; und dass obwohl sie sich selber eine eigene Parallelwelt  geschaffen haben.

Seit den Wahlen habe ich “pro Berlin” in der Realität nicht mehr gesehen während zu zu Zeiten des Wahlkampfs für das Berliner Abgeordnetenhaus zusammen mit der “Freiheit” fast an jeder Ecke auf mich lauerten. Mittlerweile sind selbst die Kreationisten scheinbar präsenter als alle drei Parteien zusamen. Ob dies nun bedeutet, dass der Glaube einen intelligenten Schöpfer besseres Vermarktungspotential hat als deren Inhalte, kann ich natürlich nicht beantworten.

Fangen wir an bei der selbst ernannten Bürgerbewegung pro Deutschland / pro Berlin. Hier wird der altbekannte Spruch “Opferschutz vor Täterschutz” ausgepackt. In ihrer Meldung vom 23. Mai wird eine Polizeimeldung zitiert über eine Gewaltaktion am Bahnhof Alexanderplatz. Nicht schön, das wissen wir. Aber die Kommentare der scheinbar parteinahen Lesern sind sehr interessant. Nur einer nimmt die Empörung auf und impliziert in seinen Worten, dass es wohl ein Ausländer sein könnte der die Tat begangen hat. Strafmaße werden durcheinander gewürfelt... das was man halt kennt...
Aber dann kommt die Diskussion erst in Fahrt. Es wird nach Dexter Morgan gerufen. Kennt ihr nicht? Ich auch nicht... Aber in der modernen Zeit des Copy&Paste hat man schnell Antworten. Es ist eine Serienfigur einer US-Amerikanischen Fernsehserie. Forensiker vom Beruf, der gerne in seiner Freizeit Selbstjustiz üben soll. Ob sich der Kommentator bewusst ist, dass bei der Parteiforderung “Mehr Polizei - Mehr Sicherheit” auch impliziert ist, dass Selbstjustiz nicht geduldet wird und dies durch mehr Polizei eher aufgeklärt wird? Wenigstens scheint Manfred Rouhs keine Ahnung von solchen Serien zu haben. Aber es ist interessant zu sehen, dass solch Serien mehr Unterhaltungen auslösen als die Inhalte der Partei selber.

Dafür hat die Partei aber auch einen “Erfolg” zu vermelden. Zum Gedenken am niedergeschlagenen Volksaufstand am 17. Juni 1953 in der DDR hat auch pro Deutschland geladen zu einer Kundgebung. Mit ca. 40 Teilnehmern ist man sehr zufrieden und dokumentiert dies ausgiebig in einer langen Fotostrecke. Man feiert sich auch in den Kommentaren weiter, selbst wenn man den Eindruck hat, dass die selbsternannte Bürgerbewegung nur ein limitiertes Alterspektrum am oberen Ende hat. Zudem gibt es natürlich “mediale Aufmerksamkeiten”, die man eifrig dokumentiert. Dass die meisten Berichte nicht weiter gehen als den Vermerk, dass rechte Pareien gestört haben, scheint niemanden zu interessieren. Ein Kommentator feiert: “Sehr gute Aktion! Und man kommt mit vergleichsweise wenig Aufwand wieder in vielen Medien vor.” Wenigstens scheint damit Anspruch und Wirklichkeit nicht weit auseinander zu klaffen.
Wie man die eigene Forderung nach “zukunftsorientierter” Politik mit rückwärtsgewandten Forderungen für die Deutsche Mark und Abgrenzung Deutschlands erklärt, bleibt unerwähnt. Vielleicht existiert so etwas auch nicht.

Wechseln wir mal zur Freiheit. Dort ist die Seite des Berliner Landesverbandes etwas verwaist. Manche Bilder funktionieren nicht mehr, es ist ein großer Spendenaufrufbanner vorhanden und die letzte Meldung ist vom 31. Mai. Inhalt: Aufruf zu einer Bürgerdemonstration für mehr Sicherheit am 09. Juni. Die Polizei sei nur Prügelknabe, es würde nichts für sie getan, jede Stunde ein gewaltätiger Übergriff im ÖPNV und so weiter. Das interessante daran: In den Medien habe ich dazu nichts gefunden (vielleicht kann mir jemand helfen) und selbst die Partei hat keine Auswertung geschrieben. Im Personalbereich heißt es immer, wenn Zeugnisse in der Bewerbung fehlen, dann sind diese sicherlich nicht gut ausgefallen. Ist dies bei dieser Demonstration auch so?

Da die Seite der Freiheit kaum neues enthält, springe ich zu den Nationalisten der NPD. Hier wird wenigstens mit den “Volksfreunden” noch Kontakt gehalten und News... ähh... Nachrichten gepostet... mensch!... geschrieben.
Ein Thema ist auch hier das Gedenken zum 17. Juni. Sehr kreativ finde ich die Gedankenkette von der Euro-Rettung zur EUdSSR und damit zum begannenen Gedenktag. Das erinnert mich gleich wieder an die Forderung nach regionalen Währungen.

Mit etwas mehr Verspätung wurde dann auch am 20. Juni über eine Aktion am 08. und 09. Juni berichtet. Der große Erfolg wird mit ein paar Menschen bebildert, die da gewesen waren. Ihre Forderung “Wir wollen nicht Zahlmeister Europas sein”. Schicker Spruch, nicht neu, aber das zählt ja nicht. (By the way: Ich will auch nicht Zahlmeister der NPD sein.)
Apropos: Standardmäßig ist an jeder Seite der Berliner NPD ein “Kontaktformular” angefügt, sodass man gleich spenden kann. Scheinbar drückt da noch mehr der Schuh als bei der Freiheit.

Insgesamt ist also alles beim alten am rechten Rand. Der Bürgerbewebung fehlen die Bürger, der Freiheit die Inhalte und die NPD übt sich weiter in ihrer eigenen deutschen Sprache, die total aus der Zeit gefallen wirkt.
Darüber hinaus tut man sich nichts und lebt in seiner Parallelgesellschaft. Ich werde sicher wieder reinschauen. Insbesondere die Sprache der NPD ist so verkrampft deutsch, dass es wie Satire wirkt.

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