Donnerstag, 19. Januar 2012

Herr Henkels Kampf am Flughafen

Es ist eine kurze Mitteilung an das Abgeordnetenhaus in Berlin. Groß steht auch, dass es nur „zur Kenntnisnahme“ sei. Aber der Inhalt wirkt teilweise sehr an den Haaren herbei gezogen.

Verständlich ist aber der Drang nach Aufmerksamkeit von Politikgrößen. Nur ist es schade, wenn diese die normale inhaltliche Beschäftigung vermissen lassen. Fragt man nach dem größten Berliner Projekt derzeit, landet man auf brandenburgischen Boden, dem Flughafen Berlin Brandenburg (BER). Und genau dort möchte Frank Henkel in den Aufsichtsrat einziehen.

Verwerflich ist dies natürlich nicht, nur etwas skurril. Denn die Begründung wird auch angeführt warum der Berliner Senator für Inneres und Sport dort benötigt wird:
„Mit Blick auf die zunehmende bzw. weiter bestehende Bedrohung des Luftverkehrs durch islamistischen Terrorismus, die insbesondere bereits am Boden an den Flughäfen beginnt, ist es für die Wahrnehmung der Interessen Berlins in der Gesellschaft erforderlich, dass das Land Berlin neben dem Regierenden Bürgermeister, der den Aufsichtsratsvorsitz innehat, durch den Innensenator im Aufsichtsrat vertreten ist.“
Vor meinem geistigen Auge tauchen Bilder auf wie der nette Herr Henkel potenzielle Terroristen durchsucht, jagt und zur Strecke bringt. Das Schmunzeln darüber mündet aber meist in ein Kopfschütteln.
Ist die Abwehr von islamistischem Terror nicht Aufgabe des Bundes?
Nutzen nur islamistische Terroristen Flugzeuge?
Was ist eigentlich mit dem Rechtsterrorismus in Berlin?
Oder wie war das mit dem Linksterrorismus Herr Henkel?

Sei es drum. Wahrscheinlich wird die CDU und ihr Berliner Vorsitzender Konsequent sein und auch bei BVG sowie S-Bahn Berlin den Aufsichtsrat mit dem Senator für Inneres und Sport zu besetzen. Aber gucken wir wer sich noch im Aufsichtsrat des Flughafen Berlin Brandenburg befindet:
Klaus Wowereit darf auf keiner Party fehlen, also macht er gleich die Aufsicht. Matthias Platzeck als oberster Vertreter des Landes Brandenburg ist natürlich auch dabei. Darüber hinaus ist jemand aus der Berliner Senatsverwaltung für Finanzen anwesend. Brandenburg schickt dafür lieber jemanden aus dem Ressort Wirtschaft und Europa. Darüber hinaus ist mit Dr. Helmuth Markov der Finanzminister von Brandenburg anwesend.
Der Bund als dritter Anteilseigner schickt nur jemanden aus dem Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung. Scheinbar hat man in der Bundespolitik nicht den messerscharfen Verstand von Herrn Henkel. Dabei ist Dr. Hans-Peter Friedrich doch sonst immer schnell dabei als Bundesinnenminister. Aber in den Aufsichtsrat des Berliner Flughafens wollte er scheinbar nicht. Nimmt da die CSU die Terrorabwehr nicht mehr Ernst genug Herr Friedrich?
  • Aber das Bild wird noch bedrohlicher, wenn man sich andere Flughäfen ansieht. Selbst im CSU-Land hat der Finanzminister, Dr. Markus Söder, den Vorsitz vom Aufsichtsrat Flughafen München. Der bayrische Innenminister ist auch nicht vertreten.
  • Beim Flughafen Frankfurt (Main) ist auch ein Finanzminister an der Spitze, Karlheinz Weimar. Daneben beehrt nur der Minister für Justiz, Integration und Europa diese Runde.
  • Flughafen Hamburg? Wirtschaft, Verkehr, Innovation, Finanzen,… alles vertreten. Inneres? Nein.
  • Aber bei der Deutschen Bahn müsste es doch anders sein! Oder etwa nicht? Scheinbar möchte dort kein Minister in Verbindung gebracht werden. Stattdessen Staatssekretäre für Finanzen, Wirtschaft und Verkehr.
Natürlich fällt auf, dass die meisten Aufsichtsräte eher Schmuckposten der Politik sind. Aber das wussten wir auch vorher. Zudem bekommt man dann sicherlich auch einige Vergünstigungen. Dies ist meist alles ok, wenn man nicht den Fehler macht und Bundespräsident werden möchte.

Abschließend bleibt zu sagen: Danke Herr Henkel! Sie nehmen den islamistischen Terror ernst und wollen ihn bekämpfen.
Jetzt darf nur niemand auf die Idee kommen in Hamburg zu landen und mit der Bahn nach Berlin zu fahren. Oder was passiert eigentlich wenn rechte Schläger mit der S-Bahn fahren? Linke Autozündler werden sicherlich nie die U-Bahn benutzen. Und wenn schon… Sie Herr Henkel sorgen für Sicherheit. Dies ist der einzige Grund für den Aufsichtsratposten!

Update 11.04.2012: Das Thema beschäftigt derzeit das Abgeordnetenhaus. Denn auch dort fragt man sich wie es sein kann, dass plötzlich das Risiko gestiegen ist. Aber der Senat antwortet mit einer Begründung von "zunehmender Bedrohung".

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